Der Autor C.S.Lewis hat ein Büchlein geschrieben, in dem ein Unterteufel angeleitet wird, wie man einen Christen von seinem Glauben abbringt.

Die 31 Briefe, die der höllische Unterstaatssekretär Screwtape an seinen unerfahrenen Neffen Wormwood schrieb, sind ein Spiegelporträt des menschlichen Ich, in das man sich bald schmunzelnd, bald nachdenklich, immer jedoch mit großem Interesse vertieft.


Wormwood hat den Auftrag, Mr. Spike, einen jungen englischen Gentleman, auf die schiefe Bahn zu bringen. Onkel Screwtape ist mit den Berichten seines Neffen nicht zufrieden und gibt ihm einen regelrechten Fernkursus in der Kunst der "Menschenführung".
Dabei nimmt er natürlich das innere Leben des Mr.Spike genau unter die Lupe, zeigt, wie in manchem guten Vorsatz schon der Wurm steckt, wie sich hinter dieser oder jender Tugend ein recht kräftiger Egoismus verbirgt, aber auch wie wenig ein weitblickender Teufel auf ein Versagen setzen sollte, das der Mensch ehrlich vor sich eingesteht.

Nun, was Mr.Spike betrifft, blieb der Teufel erfolglos.

 Ein, bisher nicht veröffentliches, Kapitel dieser "berufsbegleitenden Anleitungen" ist jetzt wieder auf meinem Schreibtisch "aufgetaucht" ;-) 

Inzwischen hat sich Wormwood aber bewährt und arbeitet in einem größeren Aufgabenbereich:
Der Zerstörung ganzer Gemeinden !
Seine Briefe an seinen Onkel liegen uns leider nicht vor.
Aber aus den Antworten von Screwtape können wir erkennen, was Wormwood beschäftigt.


Hallo Wormwood, (auch die Hölle geht bei der Anrede mit der Zeit)
Deinen Sprengel scheinst Du ja gut im Griff zu haben.
Sorge bereitet mir allerdings Dein lässiger Umgang mit den fünf Kreaturen, die sich scheinbar eindeutig auf die Seite des Feindes geschlagen haben.
Deine Bewertung, dass sie ungefährlich seien, kann ich nicht teilen.
Dass es nur eine verschwindend kleine Gruppe ist, macht sie deshalb nicht ungefährlich.
Du hast ja selbst schon festgestellt, dass Deine Anstrengungen auf seltsame Weise an ihnen abprallen.
Du hast die Schmerzen versprüt, wenn sie Deine subtilen Ratschlägen mit Zitaten aus dem verachtenswertesten aller Bücher wirkungslos gemacht haben.
Du schreibst, dass sie in lächerlicher Weise ehrlich zu sich und zu einander seien.

Wormwood: das ist nicht lächerlich, sondern in  höchstem Maß gefährlich!
Wie sollen wir sie zur Lüge erziehen, wenn sie diese selbst entlarven?
Wie sollen wir ihnen den Weg zu uns zeigen, wenn sich jeder vom anderen korrigieren lässt?
Je mehr und öfter sie sich treffen, desto weniger Einfluss hast Du auf sie.
Wenn irgend möglich, pflanze den Gedanken in sie, dass diese Treffen auch in größerem Abstand abgehalen werden könnten.

Überschütte sie mit Ablenkungen.
Sorge für hohe Anforderungen im Beruf.
Mache ihre Kinder krank.
Aber halte sie so oft wie möglich von ihren Treffen ab!
Wenn alles nichts hilft, dann pflanze den Gedanken in sie, dass man auch ohne Gemeinschaft dem Feind folgen kann.
Wenn Dir das gelingt, hast Du schon fast gewonnen.
Berichte mir, wie Du damit voran kommst.
Dein Onkel Screwtape


Hallo Wormwood,

hatte ich Dich nicht gewarnt, die Sache mit den fünf Abtrünnigen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen?
Jetzt ist der Schaden größer, wie vorher.
Jede Sünde würde uns in die Hände spielen, wenn der Feind nicht diesen Kreaturen jedesmal vergeben würde, wenn sie sie voreinender bekennen.
Auf eine Weise, die uns bisher verschlossen ist, geht uns dabei jedesmal der Zugriff auf diese Überläufer verloren.
Es ist, als ob sie nie gefehlt hätten.

Ich sehe nur noch eineni Ansatzpunkt, der Dir das verlorene Terrain zurückbringen kann
Verleide ihnen das Bekennen der Sünde!
Unterstütze jeden Gedanken in diese Richtung.
Bei den Älteren von Ihnen kannst Du darauf hin wirken, dass ihr Verhalten die Jüngeren verunsichern könnte.
Sie meinen dann etwas Gutes für den Feind zu tun, aber in Wirklichkeit arbeitet es uns in die Hände.

Den Jüngeren kannst Du viel erreichen, wenn Du ihre Offenheit gegen sie verwendest.
Du findest bestimmt jemand, der mit großer Sorgfalt die Fehler anderer sammelt und aufschreibt.
Je größer sein Einfluss in Deinem Sprengel ist, desto mehr kannst Du ihn nutzen.
Lass ihn überall und bei jeder Gelegenheit verbreiten, dass diese "Frommen" unglaubwürdig seien.

Verbreite den Gedanken, dass jeder, der zum Feind übergelaufen ist, keine Sünden mehr begeht!
Eine Sünde im kleinen ,vertrauten Kreis zu bekennen, fällt diesen Kreaturen leicht.
Aber konfrontiere sie öffentlich mit ihren Sünden und Du wirst sehen, wie sie verunsichert werden.

Eine große Hilfe ist, ihnen etwas vorzuwerfen zu lassen, was sich nicht nachprüfen lässt.
Nutze Begriffe, die nicht eindeutig sind.

Verwende positive Begriffe als negativen Vorwurf.
Beschimpfe sie öffentlich als "fromm" oder "charismatisch", aber verhindere, dass irgend jemand versucht, die Bedeutung der Wörter zu ermitteln.
Besonders wirkungsvoll ist wenn Du unsere Leute motivierst sie zu bezichtigen, anderen den "rechten" Glauben abzusprechen.
Das wirkt immer!

Du hast nicht mehr viel Zeit!
Beeile Dich, das oben Gesagte umzusetzen!
Dein Onkel Screwtape

 


(Fortsetzung folgt)