Unsere Aussenstelle einer amerikanischen Firma war mit 3 Mann für Deutschland, Schweiz und Jugoslawien (so hiess das damals noch) zuständig.

Da ich Englisch konnte, wurde ich dann auch für Schulungen in Ljubiljana und Belgrad eingeteilt. Untergebracht war ich dabei jedesmal in den "besten" Hotels am Platz. Von weit weg sah alles ganz toll aus; aus der Nähe war überall der bröckelnde Luxux zu erkennen. Trotzdem waren die Preise auf hohem, deutschen Niveau. Irgendwann war mir das Missverhältnis von Preis und Leistung genug. Zumindest  beim Eseen wollte ich mal eine Abwechslung. Ohne die Sprache zu beherrschen zog ich los und erkundete die Stadt. Irgendwann landete ich einer  Gastwirtschaft, die offensichtlich von Schichtarbeitern gern besucht wurde. Ich fiel aus allen Wolken, als ich die Preise sah: Umgerechnet 5,- DM bezahlte ich damals für ein zweigängiges Menü inklusive der Getränke! Und die Qualität war unglaublich gut! Das war das letzte Mal, dass ich mein Abendessen im Hotel eingenommen habe!

Unsere Programme wurden damals hauptsächlich auf DEC-Rechnern installiert. VAX und Micro-VAX waren die beliebtesten Typen. In Jugoslavien hiessen sie anders, weil es Lizenzbauten waren, aber das Betriebs-System VMS war identisch. Ich konnte also genauso installieren und nutzen, wie ich es vom Büro in Frankfurt gewohnt war. Ich hatte immer so unterschwellig den Eindruck, dass das Ausfuhr-Embargo für amerikanische Hard- und Software trickreich umgangen wurde. Irgendwie war es legal, aber irgendwie wurde erstaunlich wenig offen darüber geredet. Als kleines Rädchen in einem weltweit agierenden Unternehmen durfte ich wohl auch nicht alles wissen, was um der erfolgreichen Geschäfte willen so alles angestellt wurde.

Die Schulungen selbst waren problemlos. Ich hatte es ausschliesslich mit hoch engagierten und motivierten Leuten zu tun, die darauf brannten, mit neuester Technologie arbeiten zu dürfen. Was kann einem Ausbilder Besseres passieren? Dazu Menschen, die freundlich und höflich sind - ich empfinde es bis heute als Privileg, diese Erfahrung gemacht zu haben.

Berichtenswert im Gedächtnis geblieben, ist mir ein Abschluss-Essen, das der dortige Abteilungsleiter für seine Mannschaft und mich veranstaltet hat. Der letzte Schulungstag war rum, das Material vollständig durchgearbeitet und wir konnten uns entspannt zurücklehnen. Das taten wir in einem traditionellen, jugoslawischen Restaurant. Das Essen war phänomenal! Und dazu gabe es Schalen so groß wie kleine Suppenteller, voll mit frisch geriebenem Knoblauch! So frisch, dass er in seinem eigenen Saft schwamm! Ich weiss nicht mehr, wie viele Schalen wir komplett niedermachten - ich habe nie zuvor und nie mehr darnach so guten Knoblauch gegessen!

Das war kein Problem für uns - wir stanken ja alle gleich. Das Problem kam am nächsten Tag auf dem Rückflug: Niemand in der Business-Class wollte neben mir sitzen!